Ohne staatliche Medienförderung wird Journalismus immer schwieriger zu finanzieren sein. Das ist auch für die Diversität in der Branche ein grosses Problem.
Von Anna Jikhareva
Nein, wirklich euphorisch stimmt das geplante Gesetz zur Medienförderung nicht, über das die Schweizer Stimmbevölkerung heute abstimmt. Das Argument, grosse Medienkonzerne wie die TX Group, die ihr Geld längst nicht mehr mit Journalismus verdient, würden ebenfalls vom Massnahmenpaket profitieren, ist verfänglich. Auch die Sorge davor, dass der Staat bei einer Annahme Einfluss nehmen würde auf die Medien, scheint verbreitet – und wird von den freisinnigen und rechten Gegner:innen des Gesetzes, die Kapitalinteressen im Sinn haben und sicher nicht eine bessere Medienlandschaft, aggressiv geschürt.
Diese Angst ist unbegründet, da die Subventionierung gerade nicht an inhaltliche Kriterien gebunden ist, sondern bloss an die Einnahmen aus dem Leser:innenmarkt. Hinzu kommt: Zwar werden grosse Medienhäuser tatsächlich vom Paket profitieren, doch da die Förderung degressiv ausgestaltet ist, sichert das Geld gerade den kleineren Publikationen das Überleben. Und die sind nicht bloss für die Medienvielfalt im Land entscheidend, sondern vor allem auch für jene Anliegen, für die sich die Neuen Schweizer Medienmacher:innen seit ihrer Gründung einsetzen: mehr Diversität in den Redaktionen und eine reflektierte, antirassistische Berichterstattung.
Ohne gesicherte Finanzierung bliebt kein Raum für Reflexion.
Journalismus braucht Ressourcen – und wer sich die aktuelle Lage in der Branche anschaut, weiss, dass diese immer mehr fehlen: Redaktionen werden zusammengelegt, Stellen gestrichen, Prozesse derart «optimiert», dass die Auseinandersetzung mit Texten leidet, auch die Diskussion darüber, was falsch läuft. Natürlich ist die leider weiterhin zu oft unausgewogene, rassistische Stereotype bedienende Berichterstattung, auf die wir immer wieder hinweisen, nicht bloss Resultat mangelnder Ressourcen. Doch ohne gesicherte Finanzierung bliebt schlicht kein Raum für Reflexion – und Diversität wird selbst in jenen Redaktionen wieder zum Nebenprojekt degradiert, wo durchaus ein Problembewusstsein besteht.
Ob Beratungen zur Frage, wie man sich diverses Personal in die Redaktionen holt oder Blattkritiken zu antirassistischer Berichterstattung: Es waren mehrheitlich kleinere Medien, die unsere Anliegen teilen – und genau die brauchen die Medienförderung, um weiterbestehen zu können. Ähnliches gilt auch für die Ausbildung. Bei Annahme des Massnahmenpakets würde beispielsweise auch die Luzerner Journalist:innenschule MAZ profitieren. Das ist wichtig, weil sich gerade dort entscheidet, wer es später auf eine Redaktion schafft. Heute ist es so, dass die wenigsten Absolvent:innen eine Migrationsgeschichte haben, weil sich viele die teure Ausbildung schlicht nicht leisten können. Wird diese subventioniert, eröffnet es gerade jenen, die nicht zur Mittelschicht gehören – und das sind viele mit Bindestrichidentitäten – den Weg in den Journalismus.
«Ohne Medien keine Demokratie» – der Spruch des Ja-Komitees mag etwas viel Pathos enthalten, denn wirklich demokratisch werden die Medien erst, wenn sie die Gesellschaft auch personell spiegeln. Doch diese Demokratie, in der alle Stimmen vorkommen, rückt erst recht in weite Ferne, wenn die Finanzierung fehlt. Für diese Finanzierung ist das geplante Massnahmenpaket ein essenzieller Beitrag.
Ohne staatliche Medienförderung wird Journalismus immer schwieriger zu finanzieren sein. Das ist auch für die Diversität in der Branche ein grosses Problem.
Von Anna Jikhareva
Nein, wirklich euphorisch stimmt das geplante Gesetz zur Medienförderung nicht, über das die Schweizer Stimmbevölkerung heute abstimmt. Das Argument, grosse Medienkonzerne wie die TX Group, die ihr Geld längst nicht mehr mit Journalismus verdient, würden ebenfalls vom Massnahmenpaket profitieren, ist verfänglich. Auch die Sorge davor, dass der Staat bei einer Annahme Einfluss nehmen würde auf die Medien, scheint verbreitet – und wird von den freisinnigen und rechten Gegner:innen des Gesetzes, die Kapitalinteressen im Sinn haben und sicher nicht eine bessere Medienlandschaft, aggressiv geschürt.
Diese Angst ist unbegründet, da die Subventionierung gerade nicht an inhaltliche Kriterien gebunden ist, sondern bloss an die Einnahmen aus dem Leser:innenmarkt. Hinzu kommt: Zwar werden grosse Medienhäuser tatsächlich vom Paket profitieren, doch da die Förderung degressiv ausgestaltet ist, sichert das Geld gerade den kleineren Publikationen das Überleben. Und die sind nicht bloss für die Medienvielfalt im Land entscheidend, sondern vor allem auch für jene Anliegen, für die sich die Neuen Schweizer Medienmacher:innen seit ihrer Gründung einsetzen: mehr Diversität in den Redaktionen und eine reflektierte, antirassistische Berichterstattung.
Journalismus braucht Ressourcen – und wer sich die aktuelle Lage in der Branche anschaut, weiss, dass diese immer mehr fehlen: Redaktionen werden zusammengelegt, Stellen gestrichen, Prozesse derart «optimiert», dass die Auseinandersetzung mit Texten leidet, auch die Diskussion darüber, was falsch läuft. Natürlich ist die leider weiterhin zu oft unausgewogene, rassistische Stereotype bedienende Berichterstattung, auf die wir immer wieder hinweisen, nicht bloss Resultat mangelnder Ressourcen. Doch ohne gesicherte Finanzierung bliebt schlicht kein Raum für Reflexion – und Diversität wird selbst in jenen Redaktionen wieder zum Nebenprojekt degradiert, wo durchaus ein Problembewusstsein besteht.
Ob Beratungen zur Frage, wie man sich diverses Personal in die Redaktionen holt oder Blattkritiken zu antirassistischer Berichterstattung: Es waren mehrheitlich kleinere Medien, die unsere Anliegen teilen – und genau die brauchen die Medienförderung, um weiterbestehen zu können. Ähnliches gilt auch für die Ausbildung. Bei Annahme des Massnahmenpakets würde beispielsweise auch die Luzerner Journalist:innenschule MAZ profitieren. Das ist wichtig, weil sich gerade dort entscheidet, wer es später auf eine Redaktion schafft. Heute ist es so, dass die wenigsten Absolvent:innen eine Migrationsgeschichte haben, weil sich viele die teure Ausbildung schlicht nicht leisten können. Wird diese subventioniert, eröffnet es gerade jenen, die nicht zur Mittelschicht gehören – und das sind viele mit Bindestrichidentitäten – den Weg in den Journalismus.
«Ohne Medien keine Demokratie» – der Spruch des Ja-Komitees mag etwas viel Pathos enthalten, denn wirklich demokratisch werden die Medien erst, wenn sie die Gesellschaft auch personell spiegeln. Doch diese Demokratie, in der alle Stimmen vorkommen, rückt erst recht in weite Ferne, wenn die Finanzierung fehlt. Für diese Finanzierung ist das geplante Massnahmenpaket ein essenzieller Beitrag.