Auch das Wetter hat jetzt Migrationshintergrund (04.01.2021)

Hatten wir 2020 noch «Hoch Willy» und «Tief Hermine», bringen uns im Januar «Tief Ahmet» und «Hoch Dragica» das Wetter. Für die Kampagne #Wetterberichtigung wurden 14 Wetterpatenschaften für die ersten Wochen 2021 gesichert und mit migrantischen Namen versehen. Damit wollen die Neuen Schweizer Medienmacher*innen (NCHM*) gemeinsam mit Initiativen aus Deutschland und Österreich die Vielfalt in der Bevölkerung sichtbar machen.

Bisher hatte unser Wetter fast nur typisch deutsche Namen. Dabei haben laut dem Bundesamt für Statistik rund 38 Prozent aller Menschen in der Schweiz einen «Migrationshintergrund». In Deutschland sind es rund 26 und in Österreich rund 23 Prozent. Unter jungen Menschen liegt ihr Anteil sogar noch höher. Trotzdem finden sich Migrant*innen und ihre Nachkommen in vielen Bereichen nicht wieder.

Das Wetter mit Migrationshintergrund zu versehen, ist bloss ein symbolischer Schritt. Das dahinterstehende Anliegen: dass gesellschaftliche Vielfalt endlich Normalität wird. Bei mehr Sichtbarkeit und Teilhabe spielen vor allem Medien eine wichtige Rolle. Deshalb fordern die Neuen Schweizer Medienmacher*innen gemeinsam mit den Neuen deutschen Medienmacher*innen und Kolleg*innen aus Österreich: 

  1. Medien sollten mit Diversity-Checklisten arbeiten und auch nicht-weisse Menschen zeigen. Bei jedem Thema, in jeder Sendung.
  2. Medienhäuser sollten eine Diskussion darüber führen, wie sie die Vielfalt in ihren Redaktionen steigern können. Die NCHM* halten dabei die Einführung von Quoten für eine mögliche Lösung.   

In den deutschen Medien liegt der Anteil an Journalist*innen mit Migrationshintergrund bei schätzungsweise 5-10 Prozent. In der Schweiz dürfte die Zahl sogar noch tiefer liegen. Das zeigt: Guter Vorsatz allein reicht nicht. Im anglo-amerikanischen Raum wird längst mit selbstverpflichtenden Quoten und Checklisten gearbeitet. Wir fordern, dass es auch in deutschsprachigen Ländern zum Standard wird, Diversität beim Personal wie bei der Produktion immer im Blick zu haben. 

Ein erster Schritt wäre, wenn in der Wetterberichterstattung im Januar die Hoch- und Tiefdruckgebiete namentlich genannt würden. Regen bringen unter anderem die Tiefs Ahmet, Goran, Jussuf, Flaviu und Dimitrios, für Sonne sorgen die Hochdruckgebiete Dragica, Bozena und Chana. 
Weitere Infos finden Sie unter: https://wetterberichtigung.org

Kontakt für Medienanfragen: 

Anna Jikhareva (078 301 77 30) / Sara Winter Sayilir (076 327 76 14)

Wer steckt hinter der Kampagne?

#Wetterberichtigung ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von verschiedenen Initiativen und Büros aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, die alle pro bono mitgewirkt haben: 

  • Die Neuen Schweizer Medienmacher*innen, ein Schweizer Verein, der sich für eine antirassistische Berichterstattung und mehr Vielfalt in den Redaktionen einsetzt. 
  • Die Neuen deutschen Medienmacher*innen, ein bundesweiter Zusammenschluss von Journalist*innen mit und ohne Migrationsgeschichte, die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen. 
  • Idee und kreative Umsetzung: Goran Golik und M. Alexander Trybus aus Österreich
  • PR und ÖA-Konzept: Ketchum Publico Österreich, ketchum-publico.at   
  • Technische Umsetzung: october-labs.de, xerc.de