Immer mehr Menschen in der Schweiz leben Vielfalt: Sie ist ein selbstverständlicher Teil der eigenen Biografie, der Familie, der Beziehungen und Freundschaften. Über ein Drittel der Bevölkerung in der Schweiz hat Eltern, die nicht in der Schweiz geboren wurden. Ebenso hoch ist der Anteil der neu geschlossenen, binationalen Ehen. Wir leben längst in einer postmigrantischen Gesellschaft, doch diese widerspiegelt sich nur sehr beschränkt in der Schweizer Medien.
Eine Umfrage der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften 2016 hat ergeben, dass gerade einmal 21 der 909 befragten Journalist*innen eine andere Muttersprache haben als die hierzulande üblichen. 84% haben einen Schweizer Pass; die Hälfte ist konfessionslos, 47% sind christlichen Glaubens, Juden und Buddhisten kommen zusammen auf 2%, Muslime sind inexistent. Ein Blick in die Impressen der grossen Zeitungen und SRG-Redaktionen zeigt auch anhand der wenigen Namen mit offensichtlich nicht-schweizerischer Herkunft, dass die Redaktionen weit davon entfernt sind, die Vielfalt der Schweizer Bevölkerung angemessen zu repräsentieren.
Die Zusammensetzung der Redaktionen ist ausschlaggebend dafür, wie und über welche Themen berichtet wird. Medienschaffende blicken wie alle Menschen von ihrer eigenen Position aus auf die Welt: Was und wie sie etwas wahrnehmen, ist wie bei allen Menschen geprägt von ihrer Herkunft, von der Bildung, von dem Umfeld, in dem sie sich in ihrem Alltag bewegen. Dabei haben sie sowohl blinde Flecken als auch Bereiche, auf die sie ihr besonderes Augenmerk legen. Stimmen und Gesichter von Menschen mit Migrationsgeschichte kommen, gemessen an ihrem Anteil in der Bevölkerung, nur selten als Akteure in den Medien vor – sei es als Journalist*innen, Kolumnist*innen, Fachexpert*innen oder Diskussionsteilnehmer*innen. Stattdessen dominiert das Sprechen «über» Migrant*innen und eine Zweitteilung in «wir» und die «anderen» den medialen Diskurs.
Studien haben wiederholt eine negativ geprägte Darstellung des Themenfeldes Migration und von Migrant*innen in der Schweizer Berichterstattung festgestellt. Im gängigen Narrativ sind Migrant*innen entweder hilflose Opfer, Aggressoren oder schmarotzende Bittsteller. Nur selten sind werden sie als handelnde entscheidende, verantwortliche Mitbürger*innen dargestellt. Die Assoziation «Ausländer und kriminell» oder «Ausländerin und unterdrückt» hat sich zu einem beherrschenden dominanten Blickwinkel entwickelt, der zuweilen mit der Einwanderungsrealität in der Schweiz verwechselt wird.Alternativ werden Menschen mit einem anderen als nur schweizerischen Hintergrund im Falle einer positiven Darstellung regelmässig als «besonders integriert», «besonders erfolgreich», «besonders begabt» dargestellt. Sie sind die Exoten in der Masse der «Mehrheit», die regelmässig mit negativen Narrativen und Attributen bedacht werden.
Bei der Auswahl und Gewichtung von Themen spielen Mechanismen wie Stereotypisierung und Nachrichtenwerte eine zentrale Rolle. Um diese Mechanismen zu verstehen und zu durchbrechen, muss ein Bewusstsein dafür geschaffen werden. In Ausbildungen, Lehrgängen und Weiterbildungen für Medienschaffende spielt Diversity-Kompetenz jedoch so gut wie keine Rolle. Auch gab es seitens der Bildungsinstitutionen bisher keine kaum Bemühungen, verstärkt Medienschaffende mit Migrationsgeschichte für einen Werdegang im Journalismus zu gewinnen.
Es ist selbstredend, dass sich Menschen mit Migrationsgeschichte von einer tendenziösen und pauschalisierenden Berichterstattung weder repräsentiert noch angesprochen fühlen. Die Wahl des Schweizerdeutschen in audiovisuellen Medien trägt zusätzlich dazu bei, dass sich Migrant*innen, welche Standardsprache aber eben kein Schweizer Dialekt sprechen, davon abwenden. Dabei wäre es wichtig, Migrant*innen als relevantes Zielpublikum mit anzusprechen.
Medien werden nicht ohne Grund als vierte Gewalt im Staat bezeichnet. Sie haben einen erheblichen Einfluss auf die Selbstwahrnehmung einer Gesellschaft und den öffentlichen Diskurs. Als einziges Medienunternehmen hierzulande ist nur die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) per Konzession dazu verpflichtet, in ihren Programmen «das Verständnis, den Zusammenhalt und den Austausch unter den Landesteilen, Sprachgemeinschaften, Kulturen, Religionen und den gesellschaftlichen Gruppierungen» zu fördern.
Thematische und personelle Vielfalt in den Medien dient auch der gesellschaftlichen Verständigung. Die NCHM* wollen sich dafür einsetzen, dass Menschen mit Migrationsgeschichte in Zukunft in der Medienlandschaft so repräsentiert sind, wie es der gelebten Realität im Land entspricht: als mitgestaltender und -tragender Teil des sozialen, kulturellen, ökonomischen und medial vermittelten Alltagsgefüges in der Schweiz.
Immer mehr Menschen in der Schweiz leben Vielfalt: Sie ist ein selbstverständlicher Teil der eigenen Biografie, der Familie, der Beziehungen und Freundschaften. Über ein Drittel der Bevölkerung in der Schweiz hat Eltern, die nicht in der Schweiz geboren wurden. Ebenso hoch ist der Anteil der neu geschlossenen, binationalen Ehen. Wir leben längst in einer postmigrantischen Gesellschaft, doch diese widerspiegelt sich nur sehr beschränkt in der Schweizer Medien.
Eine Umfrage der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften 2016 hat ergeben, dass gerade einmal 21 der 909 befragten Journalist*innen eine andere Muttersprache haben als die hierzulande üblichen. 84% haben einen Schweizer Pass; die Hälfte ist konfessionslos, 47% sind christlichen Glaubens, Juden und Buddhisten kommen zusammen auf 2%, Muslime sind inexistent. Ein Blick in die Impressen der grossen Zeitungen und SRG-Redaktionen zeigt auch anhand der wenigen Namen mit offensichtlich nicht-schweizerischer Herkunft, dass die Redaktionen weit davon entfernt sind, die Vielfalt der Schweizer Bevölkerung angemessen zu repräsentieren.
Die Zusammensetzung der Redaktionen ist ausschlaggebend dafür, wie und über welche Themen berichtet wird. Medienschaffende blicken wie alle Menschen von ihrer eigenen Position aus auf die Welt: Was und wie sie etwas wahrnehmen, ist wie bei allen Menschen geprägt von ihrer Herkunft, von der Bildung, von dem Umfeld, in dem sie sich in ihrem Alltag bewegen. Dabei haben sie sowohl blinde Flecken als auch Bereiche, auf die sie ihr besonderes Augenmerk legen. Stimmen und Gesichter von Menschen mit Migrationsgeschichte kommen, gemessen an ihrem Anteil in der Bevölkerung, nur selten als Akteure in den Medien vor – sei es als Journalist*innen, Kolumnist*innen, Fachexpert*innen oder Diskussionsteilnehmer*innen. Stattdessen dominiert das Sprechen «über» Migrant*innen und eine Zweitteilung in «wir» und die «anderen» den medialen Diskurs.
Studien haben wiederholt eine negativ geprägte Darstellung des Themenfeldes Migration und von Migrant*innen in der Schweizer Berichterstattung festgestellt. Im gängigen Narrativ sind Migrant*innen entweder hilflose Opfer, Aggressoren oder schmarotzende Bittsteller. Nur selten sind werden sie als handelnde entscheidende, verantwortliche Mitbürger*innen dargestellt. Die Assoziation «Ausländer und kriminell» oder «Ausländerin und unterdrückt» hat sich zu einem beherrschenden dominanten Blickwinkel entwickelt, der zuweilen mit der Einwanderungsrealität in der Schweiz verwechselt wird.Alternativ werden Menschen mit einem anderen als nur schweizerischen Hintergrund im Falle einer positiven Darstellung regelmässig als «besonders integriert», «besonders erfolgreich», «besonders begabt» dargestellt. Sie sind die Exoten in der Masse der «Mehrheit», die regelmässig mit negativen Narrativen und Attributen bedacht werden.
Bei der Auswahl und Gewichtung von Themen spielen Mechanismen wie Stereotypisierung und Nachrichtenwerte eine zentrale Rolle. Um diese Mechanismen zu verstehen und zu durchbrechen, muss ein Bewusstsein dafür geschaffen werden. In Ausbildungen, Lehrgängen und Weiterbildungen für Medienschaffende spielt Diversity-Kompetenz jedoch so gut wie keine Rolle. Auch gab es seitens der Bildungsinstitutionen bisher keine kaum Bemühungen, verstärkt Medienschaffende mit Migrationsgeschichte für einen Werdegang im Journalismus zu gewinnen.
Es ist selbstredend, dass sich Menschen mit Migrationsgeschichte von einer tendenziösen und pauschalisierenden Berichterstattung weder repräsentiert noch angesprochen fühlen. Die Wahl des Schweizerdeutschen in audiovisuellen Medien trägt zusätzlich dazu bei, dass sich Migrant*innen, welche Standardsprache aber eben kein Schweizer Dialekt sprechen, davon abwenden. Dabei wäre es wichtig, Migrant*innen als relevantes Zielpublikum mit anzusprechen.
Medien werden nicht ohne Grund als vierte Gewalt im Staat bezeichnet. Sie haben einen erheblichen Einfluss auf die Selbstwahrnehmung einer Gesellschaft und den öffentlichen Diskurs. Als einziges Medienunternehmen hierzulande ist nur die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) per Konzession dazu verpflichtet, in ihren Programmen «das Verständnis, den Zusammenhalt und den Austausch unter den Landesteilen, Sprachgemeinschaften, Kulturen, Religionen und den gesellschaftlichen Gruppierungen» zu fördern.
Thematische und personelle Vielfalt in den Medien dient auch der gesellschaftlichen Verständigung. Die NCHM* wollen sich dafür einsetzen, dass Menschen mit Migrationsgeschichte in Zukunft in der Medienlandschaft so repräsentiert sind, wie es der gelebten Realität im Land entspricht: als mitgestaltender und -tragender Teil des sozialen, kulturellen, ökonomischen und medial vermittelten Alltagsgefüges in der Schweiz.